Energie für alle! – Wie Bürgerenergiegenossenschaften zur Zukunft werden könnten…

Der menschengemachte Klimawandel ist ein langfristiges Problem für unsere Gesellschaft. Schon jetzt können wir die Auswirkungen spüren, zum Beispiel der uns bekannte Borkenkäfer. Durch die Trockenperioden in den letzten Jahren konnten die Bäume in unseren Wäldern nicht genug Harz produzieren. Dadurch haben es Schädlinge, wie der Borkenkäfer, leicht, sich auszubreiten, denn der Harz ist ein natürliches Schutzschild der Bäume. In den kommenden Jahren wird dieses Problem anwachsen. Somit sind Maßnahmen zur Verringerung der globalen Erwärmung sehr wichtig.

Im Jahr 2015 haben 190 Vertragsparteien, darunter auch die Europäische Union, dem Übereinkommen von Paris zugestimmt. Die EU hat dieses Übereinkommen 2016 ratifiziert. Dies ist die erste umfassende und rechtsverbindliche weltweite Klimaschutzvereinbarung. Das Hauptziel dieses Übereinkommens ist die Begrenzung des Temperauranstiegs auf 1,5°C, denn dadurch können Risiken und Folgen des Klimawandels vermindert werden.

Die Bundesregierung hat sich daher das Ziel gesetzt, bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu werden. Als Zwischenziel soll bis 2030 der Anteil der erneuerbaren Energien im deutschen Strommix auf 65 % erhöht werden. Aktuell liegt der Anteil der erneuerbaren Energien bei rund 45 %. Somit müsste die Bundesregierung in den nächsten 10 Jahren den Anteil von erneuerbaren Energien um 20 % erhöhen. Ob das Zwischenziel von 65 % überhaupt zielführend ist, das ist erstmal eine andere Frage. Doch wie kann das Ziel, einen Anteil von 65 % erneuerbarer Energien zu haben, erreicht werden?

Mit 19 % Anteil am Strommix ist die Windenergie die wichtigste erneuerbare Energie in Deutschland. Leider besitzt Deutschland nicht viele Alternativen in diesem Bereich. Wasserkraft wurde schon fast komplett ausgeschöpft, die Sonnenenergie ist auf unseren Breitegraden nicht so effizient wie in anderen Ländern und auch die Stromerzeugung mit Biogas hat seine Probleme. Somit bildet der Ausbau der Windenergie eine wichtige Komponente zum Erreichen des Ziels bis 2050, treibhausgasneutral zu sein.

Hier liegt jedoch das Problem. Die Zahl der Genehmigungen in einigen Bundesländern ist um 75 bis 100 % zurückgegangen. Deutschlandweit wurden 2020 rund 40 % weniger Windräder genehmigt als 2015. Somit hat der Ausbau der Windenergie massiv abgenommen. Ein wesentlicher Grund ist der falsche Umgang der derzeitigen Bundesregierung und dadurch folgende Ablehnung der Windenergie in der Bevölkerung.

Ein gutes Beispiel zur Veranschaulichung wäre das 2021 erneuerte Erneuerbare Energie gesetzt, kurz EEG. Ein Ziel sollte es sein, die Akzeptanz der Windenergie in der Bevölkerung zu steigern. Das kann durch direkte finanzielle Beteiligung der betroffenen Gemeinden, aber auch der betroffene Bürger und Bürgerinnen geschehen. In dem EEG 2021 hat man grundlegend diesen Gedanken gehabt, doch die Umsetzung ist sehr fragwürdig.

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In dem EEG 2021 unter §36k Finanzielle Beteiligung von Kommunen werden die Betreiber der Windkraftanalgen dazu aufgerufen, betroffene Gemeinden finanziell zu beteiligen. Dies geschieht natürlich nur auf freiwilliger Basis. Die Betreiber können 0,2 Cent pro Kilowattstunde den betroffenen Gemeinden anbieten. Betroffene Haushalte werden in diesem Gesetz nicht weiter behandelt.

Wie schon erwähnt, ist ein Problem für den Rückgang des Windkraftausbaus die fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung. Diese Akzeptanz wird durch freiwillige finanzielle Beteiligung der Gemeinden nicht gesteigert, besonders nicht, wenn betroffene Haushalte weiterhin ignoriert werden. Anstatt weiterhin mit dem Motto „der Markt regelt das“ zu arbeiten, sollten Bürgerenergiegenossenschaften und auch Gemeinden, intensiver bei der Planung, Umsetzung und Finanzierung von den Bundes- und Landesregierungen unterstützt werden. Ein Anfang wäre es ebenfalls, die betroffenen Gemeinden und Haushalte verpflichtend finanziell zu beteiligen.

Die Förderung von Bürgerenergiegenossenschaften hat zusätzlich auch andere Vorteile, denn diese konzentrieren sich nicht nur auf Windenergie, sondern auf weitere Formen der Energiegewinnung, wie zum Beispiel der weitere Ausbau der Solarthermie, Photovoltaik oder auch Biogasanlagen. Dadurch kann eine flächendeckende dezentrale Energieversorgung geschaffen werden. Die Energie wird von Bürgern für Bürgern bereitgestellt. Das kann auch zu einer besseren Aufklärung im Bereich der erneuerbaren Energie und somit ein besseres ökologisches Verständnis führen, da die Bürger sich eher mit dem Thema erneuerbarer Energie beschäftigen, wenn es um das eigene Geld geht.

Abschließend kann man sagen, dass eine privatisierte Energieversorgung in diesem Fall nicht zielführend ist. Energie ist eines der wichtigsten Güter unserer Gesellschaft. Diese wird benötigt, um uns warm zu halten, essen zuzubereiten und uns Unterhaltung über beispielsweise das Fernsehen zu bietet, sprich, unsere grundlegenden Bedürfnisse zu befriedigen. Ist es somit sinnvoll, dass nicht die bestmögliche Versorgung der Bürger, sondern der Profit des Unternehmens im Mittelpunkt steht?

Jan Volker Mothes